Die Grosseltern väterlicherseits (liberale selbständig Gewerbetreibende)
Eduard Hamms Großvater war Glasermeister. Er heiratete Barbara Beer, Tochter des Bäckermeisters Michael Beer
aus Neunburg vorm Wald und Barbara Beer, geb. Witlach aus Winklarn.
„1848 war er für die deutsche Einigung begeistert. Er war Bürgermeister von Neunburg. Als Glasermeister kam er bis Ungarn und Venedig und Wien. Als Meister wanderte er viel, oft in die Glashütten im Bayerischen Wald, um seinen Bedarf an Glas zu decken.“ Eduard Hamm
In den „Erinnerungen“ werden sieben der zehn Kinder von Johann Baptist und Barbara Hamm genannt:
Georg (1832-1876) übernahm das Glaserei-Geschäft nach dem Tod des Vaters 1869.
Franz († 1875) war Beamter der Ostbahn-Verwaltung in München.
Babette (hier gibt es keine Daten)
Johann Baptist (1841-1921) ist in der Geburtenreihe an sechster Stelle, Vater Eduard Hamms.
Michael (1843-1883) wurde Bezirkshauptschullehrer in Weiden.
Heinrich, mit dem sich Johann Baptist im Krieg zufällig in Paris traf, wurde Holzhändler in Plattling.
Joseph (1847-1930), der Jüngste, war als „Onkel Joseph“ noch den Kindern von Eduard Hamm bekannt. Er begleitete Gertrud bei ihrer Einschulung 1916 zusammen mit Maria Hamm, weil Eduard Hamm in der Zentralen Einkaufs-Gesellschaft in Berlin war.
Neunburg vorm Wald
Über diese liberale Grundstimmung der elterlichen und großelterlichen Generation schreibt Eduard Hamm in seinen Erinnerungen:
„Die Zeit der immer höchst eigenwilligen, oft unerfindlich harten und gegen Widersacher unnachsichtig schroffen innenpolitischen Leitung Ludwig I. war vorüber. Der milde, freilich auch sehr willensschwache Max II., ein Bürgerkönig nicht im Sinn eines reichtumslüsternen Besitzbürgertums, aber im Sinn einer wirklich staatsbürgerlichen Verfassung und eines gebildeten Kleinbürgertums, war in der Schicht der nach friedlicher großdeutscher Einigung und nach wohl bemessener geistiger Freiheit strebenden bürgerlichen Stände höchst geachtet und beliebt; in seinem Sinn als Beamter oder Anwalt an der Entfaltung gut bayerischen Wesens in einer größeren Gemeinschaft gegen reaktionäre Anmaßung und Obskurantismus mitzuarbeiten, das mochte, diese Begriffe alle im damaligen Sinn genommen, wohl erstrebenswert erscheinen. Noch war das Wissen um ein oft willkürliches eigennütziges Beamtentum des 18. Jahrhunderts nicht ganz erloschen, noch der Kampf um die Trennung von Justiz und Verwaltung und die Höherführung beider unmittelbare Gegenwart, noch der Schwung der liberalfortschrittlichen Welle im Beamten- und Bürgertum wie im Landtag stark und mächtig. Und gerade auch in kleineren Städten wie Neunburg und der immer noch bedeutenden früheren oberpfälzischen Stadt Amberg fühlte das kleine Bürgertum der Handwerksmeister sich mit als Träger der Bestrebungen der Zeit.“
Hamm schrieb seine Erinnerungen *) in den 1940er Jahren, möglicherweise kurz vor seinem Lebensende. Er erinnert an das Ethos der zwei Generationen vor ihm, das auch für ihn Gültigkeit hatte. In der Rede zur Amtseinführung als Rechtsrat in Lindau im Februar 1908 sagte er:
„Dem deutschen Bürgertum zu dienen, das habe ich mir als freudigen Beruf erwählt und ich meine, solcher Dienst ist in der Tat dazu angetan, eine stolze und freudige Lebensaufgabe zu bilden.“
Und als er als erster demokratischer Minister für Handel, Industrie und Gewerbe des Freistaats Bayern am 30. Mai 1919 antritt:
„Wir wollen die persönliche Unternehmerkraft überall, in Landwirtschaft, Industrie, Handel und im millionenfachen Getriebe der Selbstverantwortlichen der Gewerbe wahren, eine Unternehmerkraft, die im Gewinnstreben ihren sichtbarsten, aber nicht letzten Antrieb hat, sondern um des Werkes willen, als Verkörperung des Persönlichen, wirkt.“
*) Manuskript in deutscher Schrift und Übertragung in die Maschinenschrift durch Christine Beßner, im Stadtarchiv Passau seit 2017.