Oberbürgermeister Jürgen Dupper enthüllte heute eine Gedenktafel für den 1944 verstorbenen Juristen und Politiker Dr. h.c. Eduard Hamm, in Anwesenheit seiner Enkelin Christine Beßner und deren Ehemann Dr. Wolfgang Beßner. Die Stadt Passau erinnert mit der Gedenktafel am Anwesen Bahnhofstraße 10 an den Gegner des Nationalsozialismus. An dieser Stelle stand früher das Geburtshaus von Eduard Hamm.
Seit 1995 erinnert eine Gedenktafel an demselben Gebäude an das Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Passau. Am 2. Mai 1945 hatte an diesem Ort, im damaligen Hotel „Passauer Wolf“, die bedingungslose Übergabe der Stadt an das 261. US-Infanterieregiment stattgefunden.
Mit Genehmigung des Kulturamts Passau
Aus der Rede von Herrn Oberbürgermeister Jürgen Dupper
anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel für Dr. hc. Eduard Hamm am Freitag, den 14. Oktober 2016 um 12:00 Uhr, am Gebäude Bahnhofstraße 10, 94032 Passau
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich darf Sie alle sehr herzlich an diesem geschichtsträchtigen Ort begrüßen, dem einzigen in Passau, an dem es künftig gleich zwei Gedenktafeln gibt,mit denen noch dazu ein interessanter geschichtlicher Bogen gespannt wird.
Seit dem Jahr 1995 erinnert hier eine Gedenktafel an das Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Passau. Am 2. Mai1945 hatte nämlich an diesem Ort, im damaligen Hotel "Passauer Wolf",die bedingungslose Übergabe der Stadt an das 261. US-Infanterieregiment stattgefunden.
Hinzu kommt nun mit der Gedenktafel für Dr. h.c. Eduard Hamm die Erinnerung an einen Gegner des Nationalsozialismus von Beginn an, der in der Weimarer Zeit mitgeholfen hatte die Demokratieaufzubauen, den Beitritt in die NSDAP verweigert hatte und der letztlich fürs eine von Rechtsstaatlichkeit geprägte Überzeugung gestorben ist.
Ich darf sehr herzlich begrüßen die Enkelin von Eduard Hamm, Frau Christine Beßner und ihren Gatten, Herrn Dr. Wolfgang Beßner, die beide für diesen Anlass aus Hamburg angereist sind. Auf ihre Initiative hin und mit ihrer Unterstützung konnte die Erinnerung an Eduard Hamm in seiner Geburtsstadt Passau nun auch in Form einer Gedenktafel realisiert werden.
Ein besonderer Gruß gilt den Vertretern der Geistlichkeit, Herrn Domvikar Monsignore Dr. Bernhard Kirchgessner und Herrn Dekan Dr. Wolfgang Bub.
Es freut mich mit Bernhard Roos ein Mitglied des Bayerischen Landtages begrüßen zu dürfen.
Ich darf sehr herzlich willkommen heißen die Damen und Herren des Passauer Stadtrates.
Als Vertreter der Industrie-und Handelskammer darf ich Herrn Bereichsleiter Hans Meyer
sowie den früheren Hauptgeschäftsführer Hans Ziegenfuß sehr herzlich begrüßen.
Ein herzlicher Gruß richtet sich an Herrn Markus Zaglmann vom Regionalbüro des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
ln Vertretung für die Eigentümer des Hauses darf ich Herrn Erwin Weinmaier von Weinmaier Immobilienmanagement GmbH begrüßen.
Ein besonderer Gruß an Apotheker Gerald Knoll, vor dessen Geschäft wir uns hier versammelt haben.
Einem besonderen Umstand verdanken wir die Anwesenheit von Hotelier Peter Höltl. Mit ihm durften Frau und Herr Dr. Beßner heute Vormittag eine Führung durch das Hotel "Wilder Mann" und das Glasmuseum erleben, mit dem die beiden eine besondere Geschichte verbindet.
Rede aus Anlass der Enthüllung einer Gedenktafel für Eduard Hamm
am Ort seines Geburtshauses in Passau, Bahnhofstrasse 68, gehalten am 14. Oktober 2016 von Christine Beßner
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen,
sehr geehrte Herren,
Hier, „zu Passau St. Nikola, Bahnhofstrasse 68“, so die Urkunde, wurde Eduard Hamm am 16. Oktober 1879 geboren. Nach Ablauf so vieler Jahre und 72 Jahre nach seinem Tode heute hier mit Ihnen über Situationen seines Lebens sprechen zu können, ist ein bewegendes Erlebnis – zumal es Absicht des Regimes war, dass über ihn und sein Lebensende niemand jemals etwas erfahren sollte. Die Ungewissheit führte zu vielen Mutmaßungen. Aber nicht darüber möchte ich sprechen, sondern hier – in seiner Geburtsstadt – über seine Herkunft, sein Lebenswerk in wechselvoller und schwerster Zeit des Staates und die ungeklärten Umstände seines Todes. Dabei beziehe ich mich auf die geerbten Urkunden und Dokumente.
Eduards Eltern waren Johann Baptist Hamm und Louise Hamm, geb. Niederleuthner. Johann stammte aus einer eingesessenen selbständigen Handwerker-Familie in Neunburg vorm Wald. Sein Vater war Glasermeister.
„1848 war er für die deutsche Einigung begeistert. Er war Bürgermeister von Neunburg. Als Glasermeister wanderte er viel, oft in die Glashütten im Bayerischen Wald, um seinen Bedarf an Glas zu decken.“
Dies schrieb Eduard Hamm in seinen Erinnerungen 1944. Louise, seine Mutter, war die jüngste Tochter der Familie Anton und Anna Niederleuthner. Beide waren gelernte Gastwirte und hatten nach ihrer Hochzeit 1844 das Anwesen Haus Nr. 61 „Zum wilden Mann“ in der Schottgasse erworben und in die Höhe gebracht.
Johann Baptist und Louise heirateten am 31. August 1878 in der St. Paulskirche. Der Bräutigam war 1877 nach Passau gekommen als Kgl. Stadtgerichtsassessor. Louises Vater war schon 1871 verstorben, die Mutter Anna und der älteste Bruder Joseph führten das Hotel.
„Joseph diente der Stadt auch als Magistratsrat bei bürgerlich-liberaler Einstellung.“
Ein weiterer Bruder Louises war Anton Niederleuthner, Kgl. Amtsrichter in Passau. Er war der Gründer des Bayerischen Waldvereins unter dem Zeichen der gelben Arnika, mit zahlreichen Sektionen und zweieinhalb tausend Mitgliedern. Er war auch
„Unermüdlicher Organisator von Stadtfesten, Anreger der Ausschmückung der Stadt beim Besuch des Prinzregenten 1887, Einrichter eines Heimatmuseums und befreundet mit dem Maler Wagner, der das Rathaus verschönerte.“
Anton wohnte im Haus seiner Mutter in der Innbruckgasse 20. Ihm wurde ein kleines Denkmal gestiftet. Prägende Eindrücke in Eduard Hamms Kindheit sind die seit Generationen in beiden Familien, des Vaters und der Mutter, ausgeübten selbständigen Gewerbe und das Vorbild des richterlichen Berufs von Vater und Onkel. In seinen Erinnerungen kommt Eduard Hamm auf das Ethos der zwei Generationen vor ihm zu sprechen.
„Mit der Regentschaft Maximilians II. nach 1848 fühlte sich das kleine Bürgertum der Handwerksmeister mit als Träger der Bestrebungen der Zeit. Und als Jurist im Sinn einer staatsbürgerlichen Verfassung als Beamter oder Anwalt gegen reaktionäre Anmaßungen und Obskurantismus mitzuarbeiten, schien nun erstrebenswert.“
Dieses Ethos bestimmt Eduard Hamms Leben. Es wird humanistisch erweitert in den Gymnasien von Metten und St. Stephan in Augsburg und durch das juristische Studium als Stipendiat am Maximilianeum in München, das ihm der Prinzregent „zu bewilligen geruhte“. Es artikuliert sich nach dem Eintritt in den Staatsdienst, im Kgl. Bayerischen Justizministerium, für uns gut erkennbar durch das Gutachten gegen die Todesstrafe, das Hamm für den Prinzregenten erstellte.
Im selben Jahr 1905 wurde er Staatsanwalt beim Landgericht München. Vom Prinzregenten weiter gefördert, konnte er als gewählter Rechtsrat der Stadt Lindau seiner Neigung zur Gestaltung nachgehen.
„Dem deutschen Bürgertum zu dienen, das habe ich mir als freudigen Beruf erwählt.“
In Lindau konnte er das wirtschaftliche Gebiet in seinen Beruf einbeziehen, durch den Erwerb von Grundstücken für den neuen Friedhof, durch Verhandlungen mit den vorgelagerten Gemeinden zur Ausdehnung des Stadtgebiets für die Verlegung des Güterbahnhofs und die Hebung und Förderung des Fremdenverkehrs. Nach Lindau lernte Hamm als Regierungsassessor in den 55 Landgemeinden des Landkreises Memmingen die Bedeutung der Ernährungswirtschaft für das Staatswesen kennen. 1911 kehrte er nach München in das Staatsministerium des Innern zurück und bearbeitete von da an vorrangig wirtschaftliche Angelegenheiten.
Im 1. Weltkrieg wurde in Folge der Handels- und Seeblockade die Ernährung der Zivilbevölkerung zu einer Überlebensfrage. Man rief Hamm in das Reichsernährungsamt in Berlin. 1916 und 1917 blieb er in Berlin. Er lernte dort Dr. Wilhelm Cuno, den späteren Reichskanzler, kennen. Dieser war als Vorstandsvorsitzender der Hamburg-Amerika-Linie für Hamburg im Reichsernährungsamt tätig. Aus der Freundschaft wurde bald der gemeinsame politische Kampf für den Erhalt der Republik. Vorerst ging Hamm nach München zurück. Am 1. Februar 1918 wurde er von König Ludwig III. als Legationsrat in das Staatsministerium des königlichen Hauses und des Äußeren berufen. Er war zuständig für die Abteilung Handel und Gewerbe. Aus ihr ging dann 1919 das Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe hervor. Hamm übernahm es nach Niederschlagung der Räteherrschaft in München auf Vorschlag der Demokratischen Fraktion des Bayer. Landtags von Mai 1919 bis Juli 1922. Von 1920 bis 1924 gehörte Eduard Hamm auch dem Reichstag an. Im November 1922 ernannte Reichskanzler Cuno Hamm zum Staatssekretär und Chef der Reichskanzlei. Danach war Hamm in zwei Kabinetten von Reichskanzler Wilhelm Marx Wirtschaftsminister, vom 30. November 1923 bis zum 15. Januar 1925.
Als erster Staatsminister für Handel, Industrie und Gewerbe im Freistaat Bayern war für ihn das Dringlichste die Umsteuerung der kriegsbedingten Zwangswirtschaft bei Ernährung und Gütererzeugung. Als Staatssekretär in der Reichskanzlei war es der Erhalt der Einheit der Republik nach der Besetzung des Ruhrgebiets, die Verhinderung von Separation sowie der Einsatz gegen radikale Umsturzbewegungen von Rechts und Links. Als Reichswirtschaftsminister war die Stabilisierung der neuen Währung nach der Inflation, das Anstreben internationaler Wettbewerbsfähigkeit und von Kredit als Schuldnerland vordringlich.
Von Februar 1925 bis Mai 1933 war Hamm Erstes Geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Industrie- und Handelstages. Bei der Wahl gab die Stimme von Präsident Franz von Mendelssohn den Ausschlag.
Hamm übernahm die Ausrichtung des DIHT nach Erfordernissen des demokratischen Rechtsstaates auf das:
„gemeinsame Ziel der Wohlfahrt des deutschen Wirtschaftslebens.“
Dies umfasste Programmentwicklungen auf wirtschafts- und finanzpolitischen Feldern, einschließlich der Sozialpolitik und der dualen Berufsbildung.
„Mit dem Beginn des wirtschaftlichen Rückgangs 1929 nach vermeintlicher Hochkonjunktur gewann die NS-Bewegung rasch wieder an Bedeutung. Denn sie verband Kapitalfeindlichkeit mit hochentwickeltem Nationalgefühl.“
So Hamm in seinem Presseorgan, der Deutschen Wirtschafts-Zeitung 1932. Wie in den Jahren 1921-1924 hat Hamm jetzt wieder vor den Gefahren der NS-Bewegung gewarnt. Vor den Novemberwahlen 1932 veröffentlichte er in der Wirtschafts-Zeitung von August bis Oktober eine Artikelserie über die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Vorstellungen des NS. Wer sie las, konnte wissen, was kam.
(Band II. meiner Gedenkschrift enthält die vollständige Artikelserie).
Nach der Machtübernahme begann Hamm die Auseinandersetzung mit dem Regime und dem vom Reichspräsidenten ernannten neuen Reichskanzler. Er führte sie für die am Außenhandel beteiligten Verbände und für die Erhaltung der Selbstverwaltung in der Wirtschaft. Im Kern ging es dabei darum,
„ob man die natürlichen Kräfte der Bevölkerung zur Wirkung kommen lässt und diese Strebungen durch das Recht ausgleicht und so Lebensmöglichkeiten geschaffen werden, auch im internationalen Austausch“
oder ob der Wille eines Einzelnen durch die Partei den gleichgeschalteten und autarken Staat generiert; ob Lebensraumeroberung, Rüstungsintensivierung, Reagrarisierung und Nationalismus oder Rationalisierung und Teilnahme am internationalen Wettbewerb Deutschlands Zukunft bestimmen.
Hamm führte die Auseinandersetzung mit Hitler im April 1933. Er war sich darüber im Klaren, dass er eine offene Wirtschaftspolitik bei diesem Gegner nicht durchsetzen konnte. Aber die Verantwortung für eine radikale Änderung war geklärt. Im Mai 1933 trat er von seinem Amt im DIHT zurück. Im selben Jahr wurde er als stellvertr. Vorsitzender in den Aufsichtsrat der Deutsche Waren Treuhand AG mit Sitz in Hamburg berufen. Dem Gremium gehörte er bis zu seinem Tod an. Am 15. Juli 1944 war er zu seiner letzten Sitzung in Hamburg. Das Unternehmen wurde 1920 gegründet und sicherte bei Importen von Rohstoffen nach Deutschland, die nicht sofort, sondern erst nach Weiterverarbeitung bezahlt werden konnten, den Kredit der Importeure und trug so zur industriellen Belebung bei. Gesellschafter waren vor allem Bankiers jüdischer Herkunft. Nach 1933 mussten sowohl sie wie die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Fritz Warburg und Paul von Mendelssohn-Bartholdy ausscheiden. Eduard Hamm und Dr. h. c. Wilhelm Kiesselbach im Aufsichtsrat und dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Johannes Semler - er war nach dem Krieg Gründungsmitglied der CSU und Aufsichtsratsvorsitzender der BMW AG - gelang die Erhaltung des Unternehmens gegen alle Widrigkeiten wie Auftragsboykott, Personalverlust und Bombardierung. Heute ist die BDO Deutsche Waren Treuhand AG eine international agierende große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Ihr Ehrenvorsitzender Professor Hans-Heinrich Otte hat die Tätigkeit Hamms in Ehren gehalten.
In seinem letzten Lebensjahr, 1944, erstellte Hamm ein umfangreiches Gutachten für die Münchener Rückversicherung im Auftrag ihres Vorstandsvorsitzenden Dr. Kurt Schmitt. Es richtete sich gegen das Vorhaben der NS-Regierung, das Versicherungswesen in öffentlich-rechtliche Anstalten mit Monopolrecht und einer übergeordneten Rechtsanstalt zusammen zu fassen. Es stellte die Überlegenheit der privatwirtschaftlich im Wettbewerb stehenden Versicherungsunternehmen heraus und kritisierte die Pläne und Vorgehensweise des Wirtschaftsministeriums – obwohl das Verbot herrschte, über liberale Positionen zu sprechen. Das Gutachten wurde am 31. August 1944 beendet.
Es stellte sich zum Schluss heraus, dass der Sekretärin in der Münchener Rückversicherung jene maschinengeschriebenen Teile abhanden gekommen waren, in denen das Regierungsvorhaben kritisiert wurde.
Am 2. September 1944 wurde Eduard Hamm in Reit im Winkl von der Gestapo und dem Dorfgendarm verhaftet. Da die Vernehmungsakte verschwunden ist, wissen wir nicht, was ihm vorgeworfen wurde. Die Familie erfuhr nicht, wo er festgehalten wurde. Eine kurze Einvernahme, hieß es bei der Verhaftung. Es gab kein Lebenszeichen mehr von ihm, keine Zeugen, keine Aufzeichnung im Gefängnis Lehrter Straße in Berlin, wo er umgekommen sein soll. Gewiss, mit Goerdeler hat er zwei Gespräche geführt. Dr. Karl Scharnagl, Oberbürgermeister von München, hat das 1946 bestätigt. Über den Inhalt ist nichts bekannt. Aber Goerdeler hat – entgegen anders lautender Behauptungen – Hamms Namen nicht auf seinen Ämterlisten geführt. Er hat viele Namen preisgegeben, aber Hamm nicht erwähnt. Mit Dr. Otto Gessler war Hamm seit Jugendzeiten und durch den AGV München befreundet. Die Kontakte zu Sperr sind im Jahr 1944 nach Hamms Aufzeichnungen spärlich, auch durch die Münchener Rückversicherung zu erklären. Von Hamms Tod erfuhr die Familie nichts. Der Leichnam wurde ohne Zustimmung eingeäschert.
Helmut James Graf von Moltke hat für das, was Hamm und vielen anderen Menschen angetan wurde, den Begriff der Rechtsschändung geschaffen. Daraus ergab sich für ihn, Rechenschaft zu fordern nach dem Ende des Regimes. Zwar hat die Witwe Maria Hamm Anzeige gegen unbekannt wegen eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit erstattet am 25. Juli 1945. Das Verfahren ist jedoch im Jahr 1950 eingestellt worden. Die Ermittlungsakte galt bisher als verschwunden. Am 2. September 2016 wurde sie nach einer von mir vor mehreren Jahren beantragten Suche aufgefunden. Die Einsicht ergab, dass ein Beschuldigter von der Staatsanwaltschaft Bad Homburg im Jahr 1950 vernommen wurde. Es handelt sich um einen Untersturmführer der SS aus dem Reichssicherheitshauptamt (Kaltenbrunners). Er war nach dem Kriegsende wegen anderer Delikte als Kriegsverbrecher verurteilt und in Nürnberg und Ludwigsburg interniert. Die Akte sollte auf Weisung der Staatsanwaltschaft vernichtet werden, obwohl der Vorgang geschichtlich wertvoll war. Denn es ging schließlich um den Tod des einzigen Reichsministers der Weimarer Republik, der nach dem 20. Juli ums Leben gekommen war. Es war die erklärte Absicht, dass niemand jemals etwas über das Geschehen erfahren, nichts an Eduard Hamm erinnern sollte.
Uns Heutigen ist es aufgegeben und möglich, dies zu verhindern, dafür die Überzeugungen und das Lebenswerk Eduard Hamms in den Blick zu nehmen, seinen politischen Kampf für Einigkeit und Recht und Freiheit.
Dass dies heute in dieser Stadt geschieht, dafür danke ich Ihnen, Herr Oberbürgermeister Dupper, von Herzen.
Ich danke allen, die dabei mitgeholfen haben.
Und Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, die Sie durch Ihre Teilnahme dem Ereignis Geltung verschafft haben.
Als Zeichen meines Dankes darf ich Ihnen, Herr Oberbürgermeister, ein von einem Hamburger Handwerker eigens gebundenes Exemplar meiner Bemühungen zum Leben meines Passauer Großvaters überreichen.